Please select your language

Die Stadt Hannover

Einkaufspassage mit Expo-Fahnen, Juni 2000

Die Stadt Hannover

Der Ort, an dem Hannover liegt, lässt bereits Siedlungsspuren aus vorchristlicher Zeit finden. Um Christi Geburt zog der germanische Stamm der Cherusker durch diese Gegend. Eine Ortschaft ist sicher im 10. Jahrhundert nachweisbar, sie war durch einen Herrenhof mit Fluchtburg geschützt. Der günstigen Furt durch den Fluss Leine verdankt sie ihre Gründung. Im Jahre 1246 wurde der Ort Hannover zur Stadt erhoben.

Der Fürstenhof zu Hannover spielt erst im 17. un 18. Jahrhundert eine bedeutende Rolle im deutschen und schießlich europäischen Mächtespiel: 1692 fällt den Hannoveraner Herrschern die begehrte Kurfürstenwürde zu und ab 1714 ist das Kurfürstentum in Personalunion mit dem englischen Königshaus verbunden.

Die wirtchaftliche Bedeutung der Leinestadt war auf die Leine-furt und die verkehrstechnisch günstige Lage im norddeutschen Flachland zurückzuführen. Hier kreuzten sie die Handelswege von den Nordmeeren nach Mittel- und Süddeutschland und die von West- nach Osteuropa.

Die für die Expo angefertigten Architekturmodelle im Global House (August 1999) Einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung erfuhr die Stadt mit Einsetzen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Die Annektierung des Kurfürstentums durch Preußen 1871 kam den Händlern nur zugute: Die Gründerjahre ließen Hannover zur bedeutenden Industriestadt erblühen, vor allem in der metallverarbeitende Industrie.

Weltmarken wie Continental, Pelikan und Bahlsen sind in Hannover beheimatet. Leider brachten die industriellen Betriebe nicht nur Wohlstand: im zweiten Weltkrieg werden sie zum bevorzugten Ziel alliierter Bombenangriffen, die neben den Industrieanlagen auch die Altstadt Hannovers in Schutt und Asche legten.

Auf den Wiederaufbau ihrer Stadt war Hannover, seit 1946 Landeshauptstadt des Bundeslandes Niedersachsens, lange besonders stolz; der Stadtplaner Rudolf Hillebrecht schuf in Hannover die erste autogerechte Stadt mit einem System von Stadtautobahnen.

Hannover und die Weltausstellung

Das Expogelände im September 1999: Global House, Deutschen Pavillon ohne Seitenwände, erstes Stockwerk Niederlande 40 Jahre nach dem gepriesenen Wiederaufbau leuchtete das Image der Stadt nicht mehr ganz so rosig, die Niedersachsen wollten nun Hannover als Messestadt stärken und entwickelten 1987 die Vision der ersten Weltausstellung auf deutschen Boden.

Es ist erstaunlich, aber wahr, dass Deutschland noch nie eine Weltausstellung in 150 Jahren Geschichte dieser universalen Veranstaltung ausrichten konnte. Das erklärt sich vor allem daraus, das ein deutscher Nationalstaat bis 1871 überhaupt nich existierte. In den einzelnen Teilstaaten setzte zudem die Industrialisierung mit erheblicher Verzögerung gegenüber Großbritannien und Frankreich - den beiden Protagonisten auf dem Schauplatz der Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts - ein.

Preußen startete 1896 den Versuch, eine Weltausstellung nach Berlin zu holen, scheiterte aber an der Reichsregierung. So wurde die Ausstellung "nur" zur Gewerbeausstellung, allerdings mit großem Erfolg: mehr als sieben Millionen Besucher reisten nach Berlin. Die beiden verlorenen Weltkriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert verhinderten weitere Versuche dieser Art.

September 1999: Deutscher Pavillon 1987 konnte die Vision endlich geboren werden, bezeichnenderweise nicht in Bonn, den alten Hauptstadt, sondern in der Provinzmetropole eines der Bundesstaaten. In September 1988 ging die Bewerbung der Bundesrepublik Deutschland für eine Weltausstellung erster Kategorie im Jahr 1998 beim Bureau International des Expositions (B.I.E.) in Paris ein.

Da aber für 1995 eine universale Ausstellung in Wien und Budapest genehmigt wurde und universale Ausstellungen nur im Abstand von mindestens 5 Jahren stattfinden sollen, musste der Termin für die deutsche Ausstellung um 2 Jahre verschoben werden: Im Jahr 2000, 10 Jahre nach der Wiedervereinigung findet in Hannover die erste Weltausstellung auf Deustchen Boden statt. Als Motto der letzten Ausstellung des 20. Jahrhunderts wurde "Mensch-Natur-Technik" gewählt.

Da sich in einer Bürgerbefragung im Jahre 1992 nur eine sehr knappe Mehrheit der Bevölkerung Hannovers für die Ausrichtung einer Weltausstellung in ihrer Stadt aussprach, ergriffen die Verantwortlichen Maßnahmen, die Akzeptanz in der Bevölkerung zu fördern: die "Weltweiten Expo-Projekte" sind ein Ergebnis dieser Bemühungen. Projekte in der ganzen Bundesrepublik und sogar weltweit können sich seitdem "Expo 2000 Projekt" auf ihre Fahnen schreiben.

Der Ausstellungsort - das Messegelände

September 1999: Blick vom Global House auf Exponale, Bertelsmann, Christus-Pavillon und Expo-Plaza Schon in der ersten Gesprächsrunde, in der die Idee einer Weltausstellung in Hannover entstand, war der Vorstand der deutschen Messe AG mit von der Partie. Denn Hannover hatte sich als die führende Messestadt der Bundesrepublik etabliert.

Nach dem zweiten Weltkrieg, genauer 1947, wollten die Besatzungsmächte wissen, welche Stadt der eben gegründete Bi-Zone - vereinigte britische und amerikanische Besatzungszonen im besiegten Deutschland - eine Exportmesse ausrichten könnte. Der Wirtschaftsminister von Niedersachsen meldete sich als Erster, und damit fiel es Hannover zu, im August 1947 die erste Exportmesse in kriegszerstörten Deutschland auszurichten.

Die "Deutsche Messe AG" wurde gegründet, und da es auf der Veranstaltung neben Industrie- und Konsumgütern markenfrei Heringsbrötchen gab, ging die Veranstaltung als "Fischbrötchenmesse" in die Geschichte ein.

September 1999: Planet m Als Ausstellungsgelände dienten die in aller Eile reparierten Hallen der Vereinigten Leichtmetallwerke (VLW) in Laatzen.

Der Erfolg der Messe war so überwältigend, dass bereits im Sommer 1948 eine zweite Exportmesse in Hannover veranstaltet wurde und schon 1950 hatte Hannover einen Spitzenrang unter den technischen Messen erreicht.

1986 fand erstmals die "CeBIT" statt, als weltweites Forum für Informationstechnologie. Das Messegelände in Laatzen, einem Vorort südlich der Innenstadt Hannovers, wurde von zunächst acht Hallen 1947 mit 22 000 qm Ausstellungsfläche beständig erweitert: vor der Weltausstellung standen den Ausstellern 26 Hallen mit mehr als 700 000 qm zur Verfügung.

Das Expo-Gelände

Verkehrsanbindung der Expo 2000 Das Gelände der Expo 2000 in Hannover umfasst insgesamt 160 ha (1 600 000 qm), die durch den Messeschnellweg in zwei Teile durchschnitten werden. Die Stadtautobahn läuft in Nord-Südrichtung durch das Expo-Gelände, der westlichte Teil der Weltausstellung mit 90 ha findet auf dem Gelände der Deutschen Messe AG statt, dessen Hallen dazu erweitert und saniert wurden.

Östlich des Messeschnellweg wurden anlässlich der Expo 70 ha neues Gelände auf dem Kronsberg, mit 105 m Hannovers höchste Erhebung, erschlossen. Diese Maßnahme stieß bei Umweltschutzverbänden auf erheblichen Widerstand, da das Gelände als städtisches Naturreservat galt.

Für die ausstellende Länder sind zwei Bereiche reserviert worden: westlicht der Messehallen befindet sich der Pavillonkomplex West, auf dem die Länder temporäre Bauten errichten müssen, die nach den 5 Monaten Ausstellung wieder komplett abgebaut werden. Sie sollen, wie der Japanische Pavillon, recycled werden oder andernorts, wie der Pavillon des Vatikans, wieder aufgebaut werden.

Das Expogelände im April 2000: Blick von der Postbox auf das Gelände Ost. Im Vordergrund links Schweiz. An diesen Komplex schließt sich das Messegelände an, wo in über zwanzig Hallen diejenigen Länder und Firmen ausstellen, die sich entschieden haben, kein eigenes Gebäude zu errichten.

Die Hallen, die direkt am Messeschnellweg liegen, werden den Themenpark beinhalten, der zum Ausstellungsmotto "Mensch-Natur-Technik" Stellung nimmt. Eine breite Brücke über den Messeschnellweg - genannt "Exponale" - verbindet mit dem Pavillongelände Ost auf dem Kronsberggelände.

Der Besucher gelangt auf die Expo-Plaze, wo er die Preussag-Arema als zentrale Veranstaltungshalle mit 13 500 Plätzen und den deutschen Pavillon vorfindet. Die Pavillons die in diesem bereich des Expo-Geländes errichtet wurden, werden nach der Expo stehenbleiben und sollen als kulturelles Zentrum umgenutzt werden.

Der Ausstellungsort - was bleibt?

September 1999: Finnland Eine Stellungnahme zu dem, was von der Expo in Hannover bleiben wird, muss zwangsläufig vor Ablauf der Veranstaltung vorläufig bleiben.

Dennoch lässt sich sagen, daß von allen Beteiligten die Deutsche Messe AG sowohl von der baulichen Erweiterung als auch von der Imageaufwerkung des Messegeländes in Hannover wohl am meisten profitieren wird.

Die verkehrstechnische Anbindung des Messegeländes im Süden der Stadt Hannover ist durch den neugebauten ICE-Haltepunkt, von dem man über eine spektakuläre 350 m lang Glasröhre - den Skywalk - direkt zum neuen Westeingang des Geländes kommt, entscheidend verbessert worden.

Hannovers autogerechtes Stadtautobahnnetz wurde durch den Ausbau des Messeschnellweg nochmals effizienter, zudem würde die A 2 im Großraum Hannover dreispürig ausgebaut. Die Straßenbaumaßnahmen, die 1995 begonnen wurden, fanden bei den Hannoveranern allerdings nicht volle Zustimmung, insbesondere Umweltschützer protestierten.

September 1999: Cycle-Bowl und Hermesturm Von neuen Bahnhof mit Shopping-Center in der Innenstadt Hannovers werden hoffentlich auch die Bewohner der Stadt profitieren, genauso wie vom Ausbau des S-Bahnnetzes.

Um zu verhindern, dass während der Expo der Ansturm von Besuchern aus aller Welt zu einem Engpass auf dem Wohnungsmarkt führt, da gewinnorientierte Wohnungsbesitzer zu Pensionpreisen an Expopilger vermieten, verplichtetet sich die Expo-Gesellschaft, 2500 neue Wohnungen zu errichten. Diese werden ein neues Wohnviertel am Kronsberg bilden, in direkter Nähe zum Expo-Gelände, um von dem neuen S-Bahnanschluss und den kulturellen Nachnutzungen auf der Expo-Plaza zu profitieren.

Um dem Motto "Mensch-Natur-Technik" gerecht zu werden, entschied man sich für höchsten ökologischen Standard. Allerdings musste dieser aus finanziellen Gründen revidiert werden, und die Expo-Gesellschaft wird lediglich 1100 der Wohnungen anmieten, die Wohnungsbauinvestoren errichten werden.

Der Ausstellungsort - eine vorläufige Bilanz

Karikatur in der FAZ, Juni 2000 Das ursprungliche finanzielle Ziel der Expo-Planer, die "schwarze Null", muss längst als gescheitert angesehen werden. Obwohl der Industrie im Bereich des Themenparks großer inhaltlicher Einfluss zugestanden wurde, um Sponsoren zu gewinnen, rechnet der offizielle Finanzplan augenblicklich mit 400 Mio. DM Verlust, die je zur Hälfte von Bund und Land gedeckt werden müssen.

Die verhaltenen Begeisterung der deutschen Presse spiegelt das weitgehende Desinteresse der deutschen Bevölkerung an der Weltausstellung im eigenen Land, das dernjenigen der Hannoveranen entsprechen dürfte. Es bleibt abzuwarten, ob sich im Verlauf der Expo 2000 daran etwas ändern wird.


Impressum und Kontakt