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Die Stadt Sevilla

Die Stadt Sevilla

Luftfoto Sevilla und Fluss Die Stadt Sevilla ist geprägt durch ihre Lage am Fluss Guadalquivir. Es begründete ihren Reichtum von Beginnn an. Vermutlich von phönizischen Kaufleuten als Kolonie begründet, ließen sich in ihr nacheinander Griechen, Karthager un Römer nieder. In der Wirren des Völkerwanderung verfiel die römische Provinshauptstadt, bis die Araber, die ab dem 8. Jahrhundert n. Chr. die iberische Halbinsel eroberten, die Stadt zu neuer Blüte führten. Vom 11. bis 13. Jahrhundert ist Sevilla Regierungssitz und Hauptstadt der Almohaden. In dieser Zeit wächst die Altstadt Sevillas, in respektvollem Abstand zum Fluss Guadalquivir, dessen Überschwimmungen eine ständige Bedrohung darstellen. Als Maurische Relikte bewundern wir den Alcazar - das Schloss der maurischen Herrscher - und den Torre del Oro der zu Befestigungsanlagen der Maurerfestung gehörte.

Kathedrale Sevilla Im zuge der Reconquista - der Rückeroberung des von den Arabern besetzten Teils Spaniens im 13. Jahrhundert - besetzten 1248 die Truppen des spanischen Königs Ferdinand III die Stadt Sevilla. Der Alcazar wurde umgebaut und diente fortan den christlichen Königen als Residenz. Anstelle der maurischen Moschee errichteten die Spanier im 15. Jahrhundert eine gotische Kathedrale (Abb. rechts), die größte Europas werden sollte.

Zur etwa gleichen Zeit wird auch das Karthäuserkloster Santa Maria de las Cuevas gegründet, das Christoph Kolumbus vor seiner Expedition nach Amerika als Aufenthalt diente. Seinen Entdeckungen mit der sich anschließende Kolonialisierung Süd- und Mittelamerikas für die spanische Krone verdankt Sevilla einen enormen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Der Stadt am Guadalquivir war nämlich das Monopol des Überseehandels mit den gold- und silberreichen Kolonien zugefallen. Die barocke Palastanlage des Palacio de San Telmo ist einer der Zeugen dieser Blütezeit Sevillas im 16. und 17. Jahrhundert.

Sevilla und die Weltausstellungen

Die Plaze de Espana, eine für die Expo 1929 gebaute Ausstellungsfläche Mit Beginn des 19. Jahrhundert und der zögerlichen Industrialisierung Spaniens, geriet die durch ihr Umfeld agrarisch geprägte Region Andalusien ins Abseits. An der Wende zum 20. Jahrhundert war die Region zum Armenhaus Europas verfallen. Das Wachstum der Stadt Sevilla über seine mittelalterlichen Befestigungen hinaus fand nur sehr zögerlich und noch dazu ungeordnet statt.

Als 1929 Barcelona zum zweiten Mal eine Weltausstellung ausrichtete, fand im gleichen Jahr in Sevilla die Exposiciòn Ibero-Americana statt. Diese sollte Sevilla eine Rolle im Fremdenverkehr eröffnen und mit ihrem transatlantischem Charakter wenigstens symbolisch die verlorene Bindung der Stadt an die lateinamerikanischen Kolonien wiederherstellen.

Nach dem Sturz des Diktators Franco 1976 war in Spanien eine demokratische Gesellschaft im Entstehen begriffen, die die Öffnung ihres bisher isolierten Landes gerne mit einem so prestigeträchtigen Ereignis - wie einer Weltausstellung - demonstrieren wollte. Als Anlass wählte man die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus im Jahre 1492. Die Weltausstellung sollte genau 500 Jahre später stattfinden; im Jahre 1992.

Ein Detail der Plaza de Espana: Jeder spanische Region ist eine gekachelte Nische gewidmet Die Verbindung Sevillas mit dem gefeierten Entdecker - er hielt sich zur Vorbereitung seiner Expedition im Kloster Santa Maria de las Cuevas auf und sein Leichnam war ebenfalls in dem Karthäuserkloster aufgebahrt worden - prädestinierte die Provinzhauptstadt Andalusiens geradezu als Ausrichtungsort für eine solche Großveranstaltung.

Die Andalusier hofften, wie schon 1929, auf eine Attraktivitätssteigerung der Region im Tourismussektor. Außerdem sollte der für der Weltausstellung nötige Ausbau der Infrastruktur der Stadt Sevilla den Sprung ins Technologiezeitalter eröffnen.

Die Regierung in Madrid, unter Führung des aus Adalusien stammende Felipe González understützte die Bewerbung Sevillas erfolgreich: 1987 akzeptierte das Bureau International des Expositions (B.I.E.) das Weltausstellungsprojekt in Sevilla un stufte es in die Kategorie 1 "universelle" ein.

Die Expo 1992 in Sevilla

Ringstrassen Sevilla Für die Stadt Sevilla und die umgebende Region bot sich mit der Expo '92 die einmalige Chance, eine große Summe (veranschlagt waren 12,5 Mrd. DM) in infrastrukturelle Maßnahmen zu investieren (Abb. rechts). Diese wurden über das Expo-Jahr hinaus konzipiert und für den Straßenbau verwendet.

Mehrere Ringstraßen (gelb und rot) sollten die ständig verstopfte Altstadt entlasten. Sevilla wurde durch eine neuer Hochgeschwindigkeitsstrasse nach Madrid an das überregionale Schienennetz (grün gestrichelt) angebunden. Ein neuer Bahnhof wurde errichtet und die Linie im Bereich der Altstadt unter die Erde verlegt. Der Hochgeschwindigkeitszug AVE sollte ursprünglich während der Weltausstellung sogar direkt am Expo-Gelände halten.

Die Anlagen für die Energie- und Wasserversorgung sowie die Telekommunikation waren von Anfang auf eine Nachnutzung ausgelegt, denn die Stadt plante seit jahren, eine Technologiepark in der rückständigen Region anzusiedeln. Jetzt wurde das Expo-Gelände auf der Insel Cartuja dafür vorgesehen.

Luftfoto Kloster Santa Maria de las Cuevas Als Gastgeber der Weltausstellung wäre es der Stadt Sevilla zugekommen, sich und ihre Stadtgeschichte in einem eigenen Pavillon zu präsentieren. Darauf wurde bewusst verzichtet, die Stadtväter entschlossen sich, die in vielen Teilen verfallene Altstadt zu sanieren und den besucher in die verwinkelten Gassen einzuladen.

Den Bewohnern, die es jahrelang vorgezogen hatten, die Altstadt mit ihren desolaten sanitären und infrastrukturellen Einrichtungen zugunsten von Neubausiedlungen zu verlassen, wurden Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln gewährt, wenn sie die alten Wohnungen sanierten. Historische Gebäude in der Altstadt wurden restauriert, so die barocke Palastanlage von San Telmo und selbstverständlich das Kloster Santa Maria de las Cuevas (Abb. rechts).

Um die vielen Gäste zu beherbergen, siedelten sich 19 neue Hotels in der Stadt an, die vielfältigen gastronomischen Bereicherungen verstehen sich von selbst. Sogar ein neues Wohnviertel im Süden der Stadt - Los Bermejales - war geplant.

Der Ausstellungsort - die Insel Cartuja

Die Insel Cartuja vor der Umgestaltung für die Weltausstellung Lebensader der Stadt Sevilla ist der Fluss Guadalquivir. Ihm verdankt sie ihre Gründung und mit seiner Bedeutung als Wasserstraße stieg und fiel der Reichtum Sevillas. Von der Antike bis zum 18. Jahrhundert war der Hafen, etwa 90 km vom Meer entfernt, Umschlagplatz für den Handel mit Übersee.

Als die Schiffe immer größer wurden, erwies sich der Guadalquivir als zu kurvenreich. Sevillas Stern sank - und erste Überlegungen zur Begradigung des Flusses wurden angestellt. 1915 konnte der Kanal Alphonso XIII eröffnet werden, der die Flussschleife südlich der Altstadt abschneidet. Die nördliche Flussschleife, auf deren Schwemmland das Kloster Santa Maria de las Cuevas liegt, ereilte Ende der 70er Jahre das gleiche Schicksal: sie wurde begradigt, um die Stadt vor den ständig drohenden Überschwemmungen des Guadalquivir zu schützen.

Die so entstandene, tropfenförmige Insel Cartuja liegt direkt nordwestlich der Altstadt und war bis auf das Kloster Brachland. Sie umfasst etwa 400 ha und war durch Enteignung bereits lange vor der Expo 92 im Besitz der Stadt. Alle diese Faktoren, vor allem aber die Bedeutung des Klosters als Aufenthaltsort von Christoph Kolumbus, dessen Gedenken die Weltausstellung mit dem Titel "Zeitalter der Entdeckungen" gewidmet war, machten die Insel zum Veranstaltungsort.

Das Expo-Gelände

wettbw92 Mit der städtebaulichen Rahmenplanung für due Expo '92 auf der Insel Cartuja wurden mehrere Ziele verfolgt.

Das Gelände sollte mittels mehrere Brücken direkt an die Altstadt Sevillas angebunden werden. Der Fluss Guadalquivir, der durch die vielfältigen Begradigungen zum trüben Abwasserkanal verkommen war, sollte durch Neugestaltung der Uferzonen aufgewertet werden. Der Mangel an städtischen Naherholungsflächen sollten die Attraktivität der Stadt steigern.

Von Anfang an stand die Nachnutzung des Geländes im Vordergrund, was bedeutet, dass die städtebauliche Grundstruktur der Ausstellung nicht temporär, sondern auf den zukünftigen Technologiepark hin geplant wurde. 1986 war ein Wettbewerb zu einem Masterplan für dass Weltausstellungsgelände ausgeschrieben worden. Der Wettbewerbsbeitrag des Büros E. Ambasz (Abb. rechts) war besonders reizvoll. Er sah auf der Insel eine Art Seenlandschaft vor, in der die Pavillons über dem Wasser schwebten.

Einteilung des Expo-Geländes 1992 Trotz interessanter Beiträge wählte das Expo-Komitee keinen der eingereichten Entwürfe aus, sondern beauftragte den Architekten Julio Cano Lasso. Er entwarf einen streng zonierten Masterplan (Abb. rechts), der im Norden der Insel Cartuja einen ausgedehnten Park vorsieht, an den südlich das Expo-Gelände anschließt.
Diese Lösung stellt einen Kompromiss zwischen den eingereichten Wettbewerbsentwürfen dar. Ambasz' Seenlandschaft findet sich im Parque de El Almillo (im Plan dunkelgrün) wieder, der den gesamten nördlichen Bauch der Insel Cartuja mit großflächigen Grunflächen gestaltet,

Dieser Park gehört nicht zum Expo-Gelände, stellte aber einen wesentlichen Bestandteil der stadtplanerischen Maßnahmen dar. Die Stadt schuf für ihre Bewohner damit umfangreiche Naherholungs- und Freizeitflächen. Die Sportstätten (im Plan mittelgrün) wurden bereits nach 1992 für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften genutzt. Das riesige Stadion (im Plan liegendes Sehnseck) wird zur Zeit realisiert. Die Stadt Sevilla möchte sich mit diesen Einrichtungen für die nächste Olympiade bewerben.

Das neue Ringstraßensystem erforderte eine Schnellstraße nach Westen, die unglücklicherweise direkt über die Insel Cartuja führt. Sie trennt den Park vom eigentlichen Expo-Gelände im Süden der Insel.

Einteilung des Expo-Geländes 1992 Das Expo-Gelände an sich ist in drei Bereiche gegliedert: Westlich einer Nord-Südachse ("Weg der Entdeckungen") liegt der Ausstellungsbereich mit den Länderpavillons (im Plan braun). Es ist von streng urbaner Rasterstruktur. Diese städtische Grundstruktur sollte als langfristiges Erschließungssystem des Technologieparks fortbestehen. Infrastrukturelle Einrichtungen wie das hochmoderne Glasfaserkabelnetz folgten diesem Raster.

Östlich der Achse dominiert der "Spaniensee" (im Plan blau), an dessen Ufer zentral der Pavillon des Gastgeberlandes liegt. Der Uferkrümmung folgend reihten sich am See außerdem die Pavillons der autonomen Regionen Spaniens auf, z.B. befindet sich hier der Pavillon der Gastgeberregion Andalusien.

Im südlichen Abschnitt des Geländes befindet sich das alte Kloster Santa Maria de las Cuevas (im Plan violett). Das historische Klostergelände, das lange Jahre auch als Ziegelbrennerei diente, wurde mit all seinem Umbauten - so auch den charakteristischen Brennöfen - restauriert und als stilvolles Ambiente für die Ausstellung "Das Zeitalter der Entdeckungen" in die Weltausstellung miteingebunden.

Der historische Hafen (im Plan orange) wurde in diese thematische Ausstellung integriert.

Die Nachnutzung - Zone Länderpavillons

Eingangsbereich mit Space-Theater und Navigation im Jahr 2000 Nach den Statuten des Bureau International des Expositions (B.I.E.) müssen die teilnehmende Länder ihre eigene Pavillons planen und bauen, wenn die Ausstellung den Anspruch auf Kategorie 1 "universell" erhebt. Mit dieser Vorgabe mussten die Architekten des städtebaulichen Rahmenplans arbeiten.

Die Architekten gruppierten den Ausstellungsbereich der Länderpavillons mittels eines orthogonalen Rasters. Zwischen der Nord-Südachse - den Weg der Entdeckungen (Carrera de los descubrimientos) - und dem westlich parallel dazu verlaufende Akazienweg reihten sie kammartig fünf breite Avenidas aneinander. Zu beiden Seiten dieser Straßenplätze bauten die teilnehmende Länder auf deren eigene Kosten ihren Pavillon. Dieses Gelände sollte nach Ablauf der Expo als Technologiezentrum umgenutzt werden, weshalb in diesern Bereich des Expo-Geländes hochwertige infrastrukturelle und energietechnische Einrichtungen installiert wurden. So beispielweise ein Glasfaserkabelnetz um für Firmen des Informationstechnologiesektors interessante Standtortfaktoren zu bieten.

Schild Entgegen der ursprünglichen Planungen, nur 25% der Pavillons in diesem Bereich für diese langfristige Nutzung vorzusehen, ergab sich im Laufe der Planungsphase, das 75% der Länderpavillons stehen bleiben sollten. Deren Verkauf und Betriebsmanagement wurde von der Gesellschaft "Cartuja 93" übernommen, einer Organisation, die von der Regierung Andalusiens, staatlichen Behörden und städtischen Einrichtungen getragen wird.

Obwohl die Gesellschaft zahlreiche internationale Firmen als Nutzer der ehemalige Länderpavillons gewinnen konnte, sind heute etwa 30% des Expo-Geländes Brachfläche und bieten einen verwahrlosten Anblick. Außerdem laufen Ende des Jahre 2000 die staatlichen Zuschüsse für das Projekt "Cartuja 93" aus.

Der Technologiepark wird heute über zwei parallelle Straßen erschlossen: den ehemaligen Weg der Entdeckungen (Bild rechts im Jahr 2000) und die westliche Avenida de Carlos III. Diese 4-spurige Straße zusammen mit den Gleisanlagen und dem im Westen immer noch nich abgebauten Umfassungszaun der Expo stellen einen sehr unattraktiven westlichen Abschluss des Technologiepark dar. Besser gelöst ist der Anschluss des Geländes nach Süden hin zu Stadtviertel Triana. Städtliche Verwaltungen sind in die Expo-Pavillons eingezogen.

Die Nachnutzung - Zone Spaniensee

Der Spaniensee im Jahr 2000 Die Pavillons der autonomen Regionen Spaniens, die den Spaniensee rahmen, wurden mit Ausnahme des Pavillons der Gastgeberregion Andalusien nach Ablauf der Weltausstellung wieder abgebaut. Damit sollte die Fläche um den Spaniensee dem Parque de El Almillo mit Naherholungs - und Sporteinrichtungen im nördlichen Teil der Insel zugeschlagen werden. Allerdings stellt die hochgelegte Schnellstraße zwischen beiden Grünbereichen eine erhebliche Barriere dar.

Das wahr wohl mit der Grund, warum das Gelände um den Spaniensee aus dem öffentlich zugänglichen Bereich ausgegliedert wurde. 1999 eröffnete ein kommerzieller Freizeitpark - mit dem vielversprechende Motto "Isla Magica" an die Thematik des Zeitalter der Entdeckungen anknüpfend - seine Pforten. Die Parkbetreiber schüttelten große Teile den Spaniensees wieder zu, um ihre Attraktionen auf Inseln zu präsentieren. Unglücklicherweise war das Konzept jedoch nicht so erfolgreich wie geplant, weshalb die Stadt zur Zeit verzweifelt nach einem neuen Investor sucht.

Erfolgreicher war die Umnutzung der "Plaza de America". Dort siedelte man eine Ingenieurschule an, deren Studenten direkt im Technologiepark mit Praktikumsplätzen versorgt werden können.

Die Nachnutzung - Zone Parque de El Amillo

Verwildernde Ruhezonen an der Plaza del Futuro im Jahr 2000 Der nördliche Bereich der 415 ha großen Insel Cartuja war von Anfang an als Park und Naherholungsfläche für die Bevökerung Sevillas geplant und war nicht Teil des Expo-Geländes. Dennoch bezog sich der Masterplan der Stadt Sevilla und auch der von der Stadt ausgeschriebene Wettbewerb auf die gesammte Insel.

Die sportlichen Einrichtungen und Stadien, die im Park errichtet worden waren, wurden bereits für die Leichtathletikweltmeisterschaft genutz. Zur Zeit sind die Bauarbeiten am Olympiastadion im Gange: die Stadt Sevilla hofft, im Jahre 2008 mit der Olympiade ein weiters Großereignis ausrichten zu können - die Entscheidung darüber wird 2004 zu erwarten sein. Dank der für die Expo massiv ausgebauten Straßen- und Schienenanbindung wäre die Infrastruktur Sevillas ausreichend leistungsfähig, die Millionen von Zuschauern, die erwartet werden, zu bewältigen.

Obwohl es nach dem Masterplan nicht gestattet ist, Wohnnutzung auf dem Inselgelände vorzusehen, ist dennoch ein großer Hotelkomplex zwischen Spaniensee und Parque de El Almillo entstanden. Ausreichend Besucher sind wohl nur während Großveranstaltungen zu erwarten.

Kloster Santa Maria de las Cuevas im Jahr 2000 Das Kloster Santa Maria de las Cuevas, das als historisch symbolischer Ort der Weltausstellung mit Christopher Kolumbus das Motto "Zeitalter der Entdeckungen" vorgegeben hatte, war für die Expo aufwändig und nach neuesten Erkenntnissen der Denkmalpflege restauriert worden. Diese Erfahrungen sollten in Zukunft weitervermittelt werden. Das Kloster ist heute ein Zentrum zur Fortbildung von Restauratoren und Denkmalpflegern. Außerdem fand in seinem Mauern das Museum für neue Kunst seine Heimat.

Die Expo 92 - was bliebt für die Stadt?

Theatro Maestranza Sevilla Die Stadt Sevilla hat mit Ausrichtung der Expo umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsanbindung unternommen, von denen die Stadt langfristig profitieren wird. Das großräumig angelegte Ringstraßensystem dient der Ableitung des Individualverkehrs, der vor den Baumaßahmen der Expo 92 die historische Innenstadt blockierte. Der Flughafen wurde ausgebaut und vor allem die Neukonzeption des Schienennetzes stellt eine große Chance für die Stadtentwicklung dar, die Sevilla genutzt hat: der neue Bahnhof im Osten der Stadt "Santa Justa" machte den alten Kopfbahnhof am Ufer des Guadalquivir überflüssig. Er ist heute Shoppingmall mit Kinozentrum und bietet seit der Expo 92 mit dem daneben errichteten "Theatro Maestranza" (Abb. rechts in Jahr 2000) eine weitere Bereicherung des kulturellen Angebots der Stadt. Entscheidender ist jedoch die Umlegung der Bahngleise weg vom Ufer des Guadalquivir. Sie waren zusammen mit einer meterhohen Schutzmauer gegen die Fluten eine Barriere gewesen, die die Stadt völlig vom Fluss abschnitt, der wegen des Kanals westlich der Insel Cartuja verlandet war. Im Rahmen des Masterplanes war der Fluss wieder ausgebaggert worden und an Stelle der Bahngleise eine Uferpromenade neu angelegt worden. Diese neuen öffentlichen Flächen sind für die Bewohner der Stadt Sevilla die größte Bereicherung, die sie der Expo verdanken.

Die EXPO 92 - eine Bilanz

Die Stadt hat wesentlich und langfristig von den infrastrukturellen Maßnahmen profitiert. Dem Ausbau des Flughafens, den neuen Ringstraßensystem, der Verlegung und Umstrukturierung des Schienennetzes, den neuen Brücken.

Die Umgestaltung und Aufwertung des Guadalquivir bietet auch nach der Expo stadtseitig hochwertige öffentliche Plätze und Promenaden mit vielseitigen kulturellen und kommerziellen Angeboten. Durch die Sportstätten im Parque de El Almillo bietet sich Sevilla in Zukunft als Austragungsort für sportliche Großveranstaltungen an. Nicht zu vergessen allerdings die dadurch erforderlichen Neuinvestitionen.

Das Projekt, durch die Expo 92 ein 215 ha großes Ausstellungsgelände zum Technologiepark der Zukunft zu entwickeln, scheint jedoch gescheitert. Das Gelände erwies sich im Verhältnis zur bestehenden Stadt als zu groß, um erfolgreich integriert zu werden. Die Provinzhauptstadt bietet langfristig nicht das Potential als Standort für Informationstechnologie interessant zu sein. Sobald die staatlichen Zuschüsse für das Projekt "Cartuja 93" auslaufen, ist die Unterhaltung der Brachflächen nicht mehr gesichert. Da keine Mischung - mit Wohnungen und Einkaufsmöglichkeiten - für die Insel vorgesehen wurde, ist das Gelände in weiten Teilen zum undefinierten öffentlichen Raum geworden, der für Investoren wenig attraktiv wirkt.


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